Konfliktbewältigung

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Ausgearbeitet von Lasse Lütjens


Diskussionsgrundlage

Konfliktbewältigung

Sowohl der Prozeß des Austragens, der Verarbeitung und der Lösung eines Konflikts als auch das Ergebnis dieses Prozesses: die Konfliktbeendigung. Als Prozeß zielt Konfliktbewältigung darauf, die einem Konflikt zugrundeliegende Differenz zweier oder mehrerer Positionen - sei es im Menschen selbst, sei es zwischen Gruppen oder Staaten - zu verringern oder zu beseitigen. Hierfür werden entweder assoziative(bei denen die Beteiligten sich aufeinander zubewegen) oder dissoziative Strategien (bei denen sie getrennt werden) angewendet. Am Ende einer Konfliktbewältigung können im wesentlichen vier Nachfolgezustände eintreten: Chaos, Zerstörung einer der Positionen, Einigung (Versöhnung, Kompromiß, Harmonie) oder (möglicherweise veränderter) Fortbestand des Konflikts. Konflikte sind ein universelles Phänomen und unvermeidlich. Daher befasst sich die Forschung mehr mit den Formen als mit den Ursachen von Konflikten. Der Verlauf von Konflikten und die Konfliktbewältigung entscheiden im Einzelfall darüber, ob ein Konflikt dysfunktional ist, d.h. die Entwicklung eines Menschen schädigt oder das zwischenmenschliche oder zwischengesellschaftliche Zusammenleben stört, oder ob er produktiv genutzt werden kann und sich insofern als Motor (R. Dahrendorf) des sozialen Wandels erweist.

(Anm.: Es kann bei der Konfliktbewältigung in individuelle, zwischenmenschliche, Rollen, Gruppen, gesellschaftliche und internationaler Konflikte unterschieden werden)

Bewältigung gesellschaftlicher Konflikte

Strategien zur gesellschaftlichen K hängen weitgehend von den ihnen zugrundeliegenden sozialphilosophischen Gesellschaftsbildern ab. Die Rechtfertigung des autoritären Staats als Instanz der K geht auf T. Hobbes zurück. Für ihn war der Naturzustand der Krieg aller gegen alle, der nur dadurch zu vermeiden war, dass der Staat befugt wurde, unbeschränkte Gewalt über die Bürger auszuüben... Vollkommen anders ist der Ansatz von K. Marx. Im Zentrum seiner Theorie stehen sich ständig verschärfende Verteilungskämpfe und der zum Klassenkampf gesteigerte Gegensatz zwischen der besitzenden und herrschenden Klasse einerseits sowie der besitzlosen und unterdrückten Klasse andererseits. Die K besteht laut Marx in der Enteignung der Enteigner, die eines Tages mit dialektischen Notwendigkeit erfolgt und eine klassenlose Gesellschaft entstehen lässt...Es kommt darauf an, Konflikte produktiv zu nutzen und die Gesellschaft konfliktfähig zu machen. Konfliktfähigkeit ist somit ein Maßstab für die Modernisierungsfähigkeit eines sozialen Systems. Eine starre Gesellschaftsstruktur muss Konflikte nach außen verlagern (etwa durch die Schaffung von Sündenböcken und den Aufbau von Feindbildern, möglicherweise durch Krieg), während eine offene und mobile Gesellschaft auf Wandel angelegt und daher Herausforderungen aus ihrem Innern wie auch von außen eher gewachsen ist.

Transformation internationaler Konflikte

Internationale Konflikte unterscheiden sich von zwischenmenschlichen und innergesellschaftlichen Konflikten darin, dass es für sie keine übergeordnete Instanz gibt, die auf die Parteien dämpfend oder ihren Streit regulierend einwirken kann. Vielmehr befinden sich die Staaten einer anarchischen Machtordnung, in der sie ihre Interessen zu wahren oder durchzusetzen versuchen. Dabei lässt isch eine defensive Haltung, der es um Selbstbehauptung oder Nicht- Anpassung gegenüber den Ansprüchen anderer internationaler Akteure geht, von einer offensiven unterscheiden, die auf Ausweitung des territorialen Besitzes, des Herrschafts. Oder Einflussbereiches angelegt ist...Es ist immer wieder versucht worden, die Gewalt in den internationalen Beziehungen zu verringern oder zu beseitigen. So streben besonders mächtige Staaten danach, sich zum Schiedsrichter einer regionalen oder sogar globalen Friedensordnung zu erheben...Andere Bestrebungen zur K richteten sich darauf, eine der innerstaatlichen Ordnung analoge supranationale in der Form eines Weltstaates zu schaffen. Doch bisher haben es weder der Völkerbund noch die UNO vermocht, eine solche Ordnung herzustellen. Da es nicht möglich ist, die Konflikthaftigkeit der internationalen Beziehungen zu überwinden, kann es um des Weltfriedens willen nur darum gehen, auf gewaltlose Austragungsformen hinzuwirken und übergeordnete gemeinsame Interessen zu schaffen.

Diskussionsthesen:

Sicherlich können die komplexen Zusammenhänge nicht durch einfache Volksweisheiten gelöst und beseitigt werden. In der Folge des 11. Septembers 2001 ist auch deutlich geworden das Terrorismusbekämpfung in engem Bezug zu den Machtinteressen der westlichen Nationen steht. Die Frage ist berechtigt, ob wir diese wirklich mit solcher Härte verfolgen dürfen.

Der Klügere gibt nach
Redensart

Es kann der Frömmste nicht in Frieden bleiben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt
Wilhelm Tell, 4. Aufzug, 3. Szene
Friedrich von Schiller

Literatur | Links

K.W. Deutsch: die Analyse internationaler Beziehungen. Konzeption und Probleme der Friedensforschung (1971)
E.-O.Czempiel: Internat. Politik. Ein Konfliktmodell (1981)
R. Rosecrance: Der neue Handelsstaat. Herausforderungen für Politik und Wirtschaft (1987)
L. Brock: Konflikte und Konfliktregelung im internationalen System (1989)